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im Oberen Schlichemtal

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Die Sage vom Plettengeist im Oberen Schlichemtal

Auf dieser Seite möcht ich das Märchen vom Plettengeist aufführen


In der Gemeinde Ratshausen gibt es seit 1977 die Sage vom Plettengeist. Die Gestalt vom Plettengeist wird an der "Fasnat" von der Narrenzunft Ratshausen dargestellt. Aus Nachforschungen hat sich ergeben, dass es keinerlei Geschichtlichen Hintergrund für diese Sagengestalt gibt. So habe ich mich, im Mai 2012, entschlossen eine solche Sage zu schreiben. "Alle Inhalte sind frei erfunden und beruhen nur auf Fantasie"

Das Märchen vom Plettengeist

Es war einmal ein fahrendes Volk, das war unterwegs von dem Meer im Westen in Richtung Osten. So gelangte es nach monatelanger Reise in das Obere Schlichemtal.


 

Die Schlichem, das Bächlein, das dem Tal seinen Namen gegeben hatte, plätscherte von Osten her gemächlich in Richtung Westen. An der Südseite des Tals ragte der 1000 m hohe, mit dichtem Wald bewachsene Ortenberg in die Höhe; auf der Nordseite erhob sich der Plettenberg mit seinen 1002 Metern hoch in den Himmel. Unterhalb der Hochfläche war, durch einen Bergrutsch vor mehreren hundert Jahren, eine Mulde entstanden. In dieser Mulde hatte sich die Natur mehr noch als an anderen Stellen behauptet, sodass es hier tatsächlich schien, als sei die Zeit stehen geblieben.

Das armselige Volk hatte nur wenig besessen. Alles, was die Leute besaßen, war das Hab und Gut, das sie bei sich hatten. Die Planwagen, in denen sie fuhren, waren schon in die Jahre gekommen, an manchem fehlten den Rädern schon etliche Speichen. Die verbeulten Haushaltsgeräte, die an den Seiten der Wagen herabhingen, schlugen während der Fahrt blechern gegeneinander.


 

Das viele Vieh wurde in Herden hinter den Wagen her getrieben. Die Hühner und die Enten waren in hölzerne Käfige gesperrt und durften nur bei einer Rast heraus. Wegen der Mühsal der langen Fahrt kam das reisende Volk zu dem Entschluss, am Anfang des Oberen Schlichemtals eine Rast einzulegen. Wieder mussten die Wagen aufgestellt, dem Vieh musste eine Weide gebaut werden. Den Hühnern und Enten wurde, wie immer, ein Gehege aus gesammeltem Reisig gefertigt. Die Frauen begannen, sich in der näheren Umgebung nach etwas Essbarem umzusehen, damit sie etwas Abwechslung der Nahrung hatten; die Männer begannen, sich in der Umgebung nach jagbarem Wild umzuschauen. Am Abend richteten sie einen Schlafplatz her. Nachdem einige Tage vergangen waren, kam der Morgen, an dem sie weiterziehen sollten. Doch das friedliche Fleckchen Erde hatte sie verzaubert.
Der Rat trat zusammen, um zu entscheiden, ob sie noch länger bleiben sollten. Das Klima bot ja genug zum Leben; Wiesen und Weiden, Schutz und Wasser hatten sie hier im Überfluss. Ja, lautete der Ratschluss, wir werden bleiben.

In den nächsten Tagen suchten die Siedler nach Möglichkeiten, sich Häuser zu errichten. Unterhalb des Plettenberges, in der Mulde, fanden sie genügend Steine, um daraus richtige Häuser zu bauen. Die Vielzahl der Steine, die für ein Haus benötigt werden, mussten sie in mühevoller Arbeit ins Tal schaffen. Wochenlang sammelten sie nun Steine und trugen sie zum Hausbau zusammen – und dann geschah das Seltsame: Die Arbeiter glaubten, dass irgendetwas im Tannendickicht säße und lauere. Es wurde ihnen unheimlich zumute, wenn sie in die Schlucht unter den Plettenberg gingen. Waren da oben Geister im Berg, die den Menschen Bösen antun wollten? War es nun so weit, dass sie weiterziehen mussten? Doch die Siedler wollten sich nicht vertreiben lassen. Sie blieben.

 

So kam es aber, dass sie die Umgebung unterhalb vom Plettenberg genauer erkundeten; sie konnten nichts entdecken, dennoch beherrschte von nun an Angst den Steinabbau am Berg. Und auch wenn unten im Dorf noch niemals etwas gesehen worden war – im Steinbruch wurden sie das Gefühl nicht los, von jemandem belauert zu werden.
 

Eines Tages wagten sich ein paar Kinder in diesen unheimlichen finsteren Teil vom Plettenberg – den „Plettenkeller“. Auch sie hatten das bedrückende Gefühl, dass jemand im Tannwald hocke und sie mit den Augen verfolge. Unheimliche Geräusche machten den Kindern Angst. Und plötzlich erblickten die Kinder hinter einem riesengroßen Stein eine in Lumpen gekleidete abschreckende Gestalt. Mit all ihrem Mut schlichen sie der Gestalt nach, als sie sich zum Gehen anschickte und endlich in einer Berghöhle verschwand, in der sie zu wohnen schien. Die Kinder versuchten hineinzuschauen, ängstlich und neugierig reckten sie die Hälse: Drinnen erkannten sie Umrisse von Gegenständen. Dann aber fuhren sie erschrocken herum – die alte gruselige Gestalt stand plötzlich hinter ihnen. Sie sahen auch, dass ihnen der Weg zurück in den Wald versperrt war: Der unheimliche Geselle stand steif und fest in der Schlucht, ein Vorbeikommen war nicht möglich.

Sogleich hob der Alte mit knarrender Stimme zu sprechen an, die schauerlich durch den Plettenkeller hallte. Er fragte die Kinder, was sie hier wollten. „Der Berg gehört mir“, stieß er zwischen den Zähnen hervor, „und meine Wohnung soll keiner finden!“ Den Kindern wurde es Angst und Bange. Der Schreck saß so tief, dass sie keine Antwort geben konnten. Und weil es keinen Ausweg mehr gab durch die Schlucht, die der grauenvolle Alte versperrte, fingen alle Kinder an zu weinen und baten den schrecklichen Mann ihnen nichts zu tun. Dadurch wurden die guten Gefühle ihn ihm geweckt, er wiegte seinen hässlichen Kopf hin und her und sprach, etwas freundlicher, wenn auch mit merklichem Zorn: „Ich lebe hier nun schon seit vielen Jahren unter dem Plettenberg, bis ihr gekommen seid und meine Ruhe gestört habt.“ Und plötzlich donnerte er: „Ich will hier allein bleiben! Und euer Volk bleibt unten im Tal!“ Die Kinder, die es in Todesangst durchfuhr, stammelten: „Wir können das den Erwachsenen sagen, aber sie werden wohl nicht auf uns hören.“ Laut schrie der Einsiedler: „Nein, das werdet ihr nicht tun, die Leute im Tal dürfen nichts von mir erfahren!“ Und mit eindringlichen Worten: „Ihr müsst mir versprechen zu keinem Menschen ein Wort über mich zu erzählen.“ Dann wurde seine Stimme wieder zornig: „Wenn auch nur einer von euch etwas über die Höhle und mich erzählt, wird über die Kinder im Tal ein Fluch kommen.“

Die Kinder brachten vor Angst fast kein Wort mehr über ihre Lippen. Doch eines nahm sich allen Mut zusammen und sprach zu dem Einsiedler: „Wir versprechen es dir, nichts über dich und die Höhle zu sagen.“ Diese Worte waren so ehrlich ausgedrückt, dass der Einsiedler Gnade walten ließ. Er trat einen Schritt zur Seite und knatterte: „Nun weg mit euch, geht zurück ins Tal und kommt nie, nie wieder her.“ Die Kinder liefen, so schnell sie nur konnten und ohne sich noch einmal umzudrehen, ins Tal.

Doch es geschah, wie es geschehen musste: Sie konnten das Erlebnis vor den Erwachsenen nicht verheimlichen. So brach am nächsten Tag ein Trupp Männer in den Plettenkeller auf, um den alten Einsiedler zu suchen. Nach Stunden entdeckte einer von ihnen die Höhle. „Komm heraus, wir wollen dir nichts Böses anhaben“, riefen die Männer. Doch es rührte sich nichts. Nachdem die Männer noch einmal gerufen hatten „Komm heraus, sonst kommen wir hinnen und holen dich“, schlurfte ganz leise und gebückt die alte grausige Gestalt heraus, sah die Männer sonderbar an und sprach: „Haben mich die Kinder verraten? Mein Fluch wird sie für alle Zeit treffen.“ Den Männern schienen das nur leere Worte zu sein. Eine Gefahr für die Dorfbewohner stellte der alte Einsiedler wohl nicht dar.

So gingen wieder Monate ins Land, die Siedler hatten von dem Einsiedler nichts mehr gehört. Eines Tages, beim Steineholen, suchten die Männer den Greis, fanden jedoch keine Spuren mehr von ihm.

Die Jahre vergingen, und bald dachte niemand mehr an den Einsiedler im Plettenkeller. Die Kinder, die den „Geist im Plettenkeller“ entdeckt hatten, wurden selbst erwachsen, und der Fluch, der die Kinder treffen sollte, war längst vergessen.
 

 

Und so kam es, dass wieder Kinder, ohne den Erwachsenen etwas zu sagen, in den Plettenkeller zum Spielen gingen. Dabei entdeckten auch sie die Höhle des längst vergessenen Greises. Als sie der Höhle näherkamen, erschien ihnen eine Gestalt, die dem alten Einsiedler ähnlich war. Die Gestalt wandelte auf die Kinder zu und sprach dabei: „Kinder haben mich damals, nach dem Versprechen, verraten.“ Und mit leiser Stimme fuhr der Geist fort: „Ihr aber werdet nun den Fluch ernten, den ich damals angekündigt habe.“ Sodann erhob er die Stimme und sprach die Beschwörungsformel: „Plaigte, Plaigte, lass die Kinder eins werden mit dir und sie auf ewig hier im Plettenkeller als Steine verweilen.“

Kaum waren die Worte ausgesprochen, ging ein Grollen durch den Waldboden, und der Boden erzitterte. Die Kinder wollten noch schnell weglaufen, doch der Fluch hatte bereits seinen Anfang genommen: Eines nach dem Anderen wurde von der Plaigte in Besitz genommen. Die Kinder wurden nacheinander in riesengroße Felsen verwandelt. Keines von ihnen entkam dem Fluch des „Plettengeistes“.

Weiter vergingen die Jahre im Oberen Schlichemtal. Die Ereignisse wurden aber nie vergessen, und die Kinder durften nicht mehr allein in den Plettenkeller gehen. Unter dem Plettenberg im Plettenkeller sind heute noch die großen Felsen der verwunschenen Kinder zu sehen.


Autor und Copyright by
Dietmar Walter

Lektorat:

Katrin Ernst aus Leipzig


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